Weltweit macht der Verkehrsbereich fast einen Drittel aller CO2-Emissionen aus. Daran hat der Flugverkehr insgesamt einen Anteil von 3.1%. In der Schweiz soll dieser Anteil gemäss WWF sogar 27% betragen. Die Auswirkungen der immer steigenden Flugbewegungen sind für die Umwelt fatal. Die Schweizer Gesellschaft ist sensibilisiert und weiss um den hohen CO2-Austoff der Flugindustrie. Doch wieso ändert kaum jemand sein Reiseverhalten?
Reisen heisst für viele leben
Viele Bewohner der westlichen Welt arbeiten sehr viel und arbeiten unter anderem dafür, ein paar Wochen im Jahr möglichst schöne Ferien zu verbringen. In dieser kurzen Zeitspanne, möchte man möglichst exotische Reiseziele besuchen und Reiseziele wie die Malediven, Thailand, Indonesien und die USA stehen hoch im Kurs. Die Ferien sind uns heilig und wir sind bereit sehr viel Geld dafür zu investieren und grosse Strapazen in Kauf zu nehmen. Ferne Destinationen, welche nur mit dem Flugzeug zu erreichen sind bieten uns eine Hand voll Vorteile.
Wärmeres Klima
Verreist man während dem Europäischen Winter, so kann in exotischen Destinationen auch dann mit eitel Sonnenschein und angenehmen Badetemperaturen rechnen. Viele Reisende schätzen die Diskrepanz zum heimischen Wetter und freuen sich erst recht ab dem Badewetter mit dem Wissen, dass die Daheimgeliebenen im dunklen und kalten Winter verharren müssen.
Tiefere Kosten
Nebst den klimatischen Vorteilen bieten viele Ferndestinationen auch preisliche Vorteile. Als bekanntes Beispiel ist hier Thailand zu erwähnen. Denn auch wenn die Flüge nach der Corona Pandemie auf einem höheren Preisniveau sind, so rechnet sich eine Thailand Reise im Vergleich zu Ferien in der Schweiz oder Europa dennoch. Denn die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Vergnügen sind bedeutend tiefer als der europäische Durchschnitt. So rechnet sich selbst für Familien mit Kindern eine Flugreise in ferne Gefilde, da die Kosten unter dem Strich bedeutend tiefer ausfallen.
Paradigmawechsel: Autoreisen versus Flugreisen
Vor dem Jahr 1990 waren Flugreisen noch eher die Ausnahme und nur wenige konnten sich die die teuren Flüge ins Ausland leisten. Damals war es üblich, dass Frau und Herr Schweizer ihre Ferien im nahem Ausland verbrachten. Fast alle fuhren für die Sommerferien mit dem Auto nach Südfrankreich, Italien oder Spanien und verbrachten dort unbeschwerbe Ferientage am Mittelmeer. Auch damals hatte man schon über die negativen Auswirkungen für die Umwelt gesprochen und nicht selten war das schlechte Gewissen mit an Bord des Autos. Mittlerweile fand diesbezüglich ein regelrechter Paradigmawechsel statt. Heute kann man sich mit einer Autoreise nach Europa schon fast brüsten, weil man dadurch auf eine besonders schädliche Flugreise mit weit höheren Emissionen verzichtet hat. Dieser Wertwandel ist sinnbildlich für unserer Gesellschaft. Dank technologischem Fortschritt gewöhnen wir uns laufend an noch mehr Lebensqualität und waren Flugreisen früher nur für gut betuchte erschwinglich, so kann sich heute auch der Otto-Normalverbraucher 3 Mal Mallorca pro Jahr leisten.
Für Junge Menschen ist Fliegen normal
Während für ältere Semester Flugreisen etwas exklusives waren, was man sich ab und zu leistete, so ist das Flugzeug für junge Erwachsene ein ganz normales und selbstverständliches Transportmittel. Über das Wochenende nach London für einen Box-Match oder ein Partywochenende in Berlin? Kein Problem. Die Flüge sind erschwinglich und meistens sogar günstiger als eine Bahnreise an die gleiche Destination. Diese Selbstverständlichkeit hat auch zur Folge, dass viele junge Menschen das Fliegen in keiner Art und Weise hinterfragen. Ferien in der Schweiz oder im nahem Ausland sind oftmals gar keine Option, da man sich so daran gewöhnt hat, dass man kurz für 4 bis 10 Stunden ins Flugzeug sitzt. Wir alle wissen, dass die Folgen von unserem Flugverhalten für die Umwelt katastrophale Auswirkungen hat.
Die letzten Eisbären mit dem Flugzeug besuchen
Bei Tierreisen oder Safaris wird die Dekadenz von Flugreisen besonders auffällig. Viele Reisende interessieren sich sehr für die vom Aussterben bedrohten Wildtiere und möchten diese während ihrer Ferien beobachten. Man reist also mit dem Flugzeug in die Arktis, um die letzten Eisbären zu beobachten. Das man mit der Flugreise den Grundstein für die Klimaerwärmung und damit für die bald nicht mehr vorhandenen Lebensräume der Eisbären mitverantwortlich ist, blenden viele Touristen einfach aus. Genau gleich verhält es sich mit Flugreisen nach Afrika, wo man auf Safaris die letzten Wildtiere beobachten kann. Nicht selten sehen sich Touristen als Tierliebhaber oder gar Tierschützer, auch wenn sie mit dem Flugzeug anreisen und am Abend kräftig beim Fleisch auf dem Hotel-Buffet zuschlagen. Tiere schützen, aber gleichzeitig Tiere essen entbeehrt jeglicher Logik, was natürlich auch für Flugreisen gilt, um aussterbende Tiere zu beobachten.
Der Trend der Flugreisen scheint leider kaum aufzuhalten zu sein, er konnte nur für kurze Zeit durch die Einschränkungen der Corona Pandemie gebremst werden. Die einzige Hoffnung beruht auf höheren Flugpreise und der Einsicht der Touristen. Ob tatsächlich eine Kerosin-Steuer wie beim Benzin eingeführt wird, steht nach wie vor in den Sternen.